Ich hatte heute Abend mal wieder Youtube nebenher laufen und irgendwann hat mir der Algorithmus folgendes Video von James Popsys hochgeholt. James ist Fotograf und Youtuber aus England und mit seiner durchaus selbstironischen Art öfter mal ganz unterhaltsam. Das Video trägt den Namen “5 Ways to take better photos” und ist in Summe, naja, anfängerorientiert. Der Gute muss halt Content kreieren. Trotzdem blieb ein Satz bzw. eine Idee bei mir hängen, aber lassen wir ihn das selber mal ausführen:
Nochmal zum lesen, worauf es mir ankommt:
To take a photo about things rather than just photos of things.
Und warum?
To give it context. […] and to give it story.
Bei aller Trivilität ist aber genau da wirklich etwas dran, weil “Kontext” öfter als nicht den Unterschied zwischen einem spannenden, interessanten, vielleicht sogar gutem Foto und einem 08/15-Foto ausmacht.
Beispiel gefällig?
Zwei nicht unähnliche Bilder, zweimal ein Weg im Schnee; kann sogar sein, dass es der selbe Weg ist, nur an leicht verschiedenen Stellen fotografiert. Auf jeden Fall sind es zwei Fotos des selben Ausflugs in die winterliche Eifel. Auch Perspektive und Zuschnitt der beiden Bilder sind gar nicht so unterschiedlich.
Trotzdem ist das erste Foto langweilig und das zweite nicht. Ok, ok, meiner Meinung nach nicht 😉 Weil nämlich hier nicht der Weg, sondern die “einsame Wanderin” das eigentliche Motiv ist. Klar, sie springt einem mit der Farbe der Jacken sehr ins Auge (und die Jacke hat wirklich genau diese Farbe!), aber das sie alleine ist, wo sie hingeht und was sie vielleicht bei ihrem Spaziergang denkt oder fühlt sind Fragen, die den Betrachter oder die Betrachterin anders beschäftigen als eben nur der Weg an sich. Darum “funktioniert” das zweite Bild auf Instagram auch gut, weil es zur Interaktion einlädt (wenn auch ein dort schon von der Idee her 1000x gesehen) und das erste nicht. Das zweite Bild entstand aber auch genau mit dieser gewollten Motividee im Hinterkopf (“geh mal ein Stück vor, noch ein bisschen weiter links, ja – genau auf der Reifenspur…”), das andere war eben nur ein Schnappschuss.
Wenn ich mir so meine eigenen Fotos aus den letzten Monaten angucke, fehlt mir das öfter mal. Warum? Weil das nämlich erfordert, dass man (ich!) sich mit dem Thema des Bilds auseiandersetzt – und das wiederrum benötigt Zeit, die ich mir zuzletzt zu wenig genommen habe und eine Ruhe, mich damit zu beschäftigen, die ich erst so langsam wiederfinde.
Ein trivialer Satz, aber einer, der es auf meinen imaginären Notizzettel schaffen wird.