Eine Woche auf dem nördlichen Kungsleden: Singi – Kebnekaise

Donnerstag, 5.9.19, Etappe 6: Singi – Kebnekaise, 15,6km
Die Wettervorhersage für heute war deutlich: ab Mittag fängt es an zu regnen und wird auch nicht mehr aufhören. Also bin ich arg früh aus dem Schlafsack raus (so kurz nach 6), habe gefrühstückt und dann das Zelt eingepackt. Depp, der ich bin, habe ich vergessen das Innenzelt auszuhängen vorm Abbau. Da es nachts geregnet hat, und das Außenzelt noch nass war, war dann auch das Innenzelt natürlich nass. In dem Moment, wo ich die Querstange rausgezogen habe und es platt vor mir lag fiel mir der Fehler auch auf. Mist, verdammter. Das passiert, wenn man es zu „eilig“ hat.


Nach rund 2km hat man dann auch den letzten längeren Anstieg hinter sich gebracht. Singi liegt auf rund 750 Metern, die letzte Passhöhe (wie heißt die eigentlich?) auf rund 900 Metern. Der Anstieg ist aber recht gemach und tut nicht weh. Auf dem Weg nach oben kommt man noch an ein paar kleineren Seen vorbei, wo auch noch das eine oder andere Zelt stand. Die Passhöhe ist nicht einfach nur eine Scharte, sondern oben läuft man erstmal ein paar km auf gefühlt gleich Höhe, obwohl es in Wirklichkeit konstant ein wenig bergab geht. Irgendwann fing es dann oben an zu regnen. Erst nur nieselig, später ging es dann in einen gleichmäßigen pladderigen Landregen über.

Irgendwann kam die ein Funkmast in Sicht und ich habe auch wieder Netzempfang. Die letzten tage ohne Netz habe ich genossen und es hat mir auch nicht gefehlt. Trotzdem mal eben schnell den Flugmodus rausgenommen und zuhause per Whattsapp Bescheid gesagt, dass es mir gut geht. Ich hatte Steffi ja vorher gesagt, dass ich mich vermutlich schon noch drei Tagen melden würde – weil ich irgendwie auf den Trichter gekommen war, dass man am Tjäktjapass Empfang haben würde.
Zur eigentlichen Kebnekaisehütte waren es dann noch ein paar km auf denen ich mir zwischendurhc ein wenig vernatzt vorkam, weil irgendwann ein zweiter Funkmast in Sicht kam und mir klar war, dass dort die Hütte sein müsste. Ständig denkst du, dass hinter der nächsten Kurve doch der mast stehen müsste und dann ist es doch nicht so. Rauf und runter, der Regen pladdert lustig vor sich hin und die doofe Hütte kommt nicht näher. Da endlich, der Mast steht vor mir. Aber wo ist die Hütte? Hä?

Blick nach links, da steht sie. Nochmal 100 Meter weiter. Auf den letzten paar hundert Metern vor der Hütte führt mein Weg mich schon durch ein kleines Wäldchen. Irgendwo steht ein Schild, dass man hier schon fürs Zelten zahlen muss und ein paar Zelte stehen auch schon hier. Die Vorstellung aber, mein nasses Zelt hier aufzubauen und bei dem Wetter hier noch einen halben Tag rumzugmallen ist aber eher unattraktiv. Also check ich in der Hütte ein und zahlen 850 SEK für ein Bett in 4-Bett-Dorm. 850 SEK! Die spinnend doch, die Römer. Also in dem Fall die Schweden.

Kebnekaise ist aber keine Hütte, sondern eher eine Lodge mit Kaminzimmer, Shop, Restaurant und und und… Mein Zelt kommt in den Trockenraum, ich verputzte vom leckeren Mittagsbuffet von allem das doppelte und süppele über den Nachmittag das eine oder Bier, rauche mal ein Pfeifchen, lese und quatsche mit dem älteren Schweden, den ich immer mal wieder getroffen habe. Auch die beiden älteren Ehepaare aus England bzw. den USA treffe ich wieder und die beiden Typen aus dem bergischen Land und auch das nervige Mädel, was keine Ahnung, aber zu allem eine Meinung hat und die auch jeden Nachmittag oder Abend ungefragt zum Besten gegeben hat. Naja, der Kungsleden ist „klein“ und die Etappen sind mehr oder weniger vorgegeben. Also trifft man abends immer mal wieder dieselben Leute. Ist schön, man kann Erlebnisse teilen und quatschen, tagsüber ist man aber auch stundenlang alleine wenn man mag.

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